Da es langsam dämmerte und ich mich dann einfach wohler fühlte, verliess ich meine langweilige Höhle und begann mit dem Erkunden der Umgebung. Es hatte sich seit geraumer Zeit eine riesige Spalte geöffnet, die mein Interesse weckte. Was hätte ich denn auch sonst tun sollen? Mir war langweilig und das zu recht. Tagsüber entdeckte man mich auf hundert Meter Entfernung, weswegen ich die Nacht bevorzugte. Trotzdem versteckte ich mich auch jetzt noch in den letzten dank des Lichts übrig gebliebenen Schatten und näherte mich dieser Spalte.
Zuerst blickte ich skeptisch umher, ehe ich einen Blick nach unten wagte. Es war verdammt tief da unten und auch wenn ich schweben konnte, verspürte ich sowas Ähnlices was man auch mit Höhenangst gleichsetzen konnte.
Daher wollte ich da lieber nicht mehr herunterstarren und blickte den Himmel an, der langsam schön dunkel wurde. Hoffentlich kann man heute mal wieder die Sterne sehen...
Es war gemütlich und ich genoss den Moment. Ausserdem fragte ich mich, ob mein nächster Plan wohl funktionieren würde? Schliesslich wollten die Pokémon ein böses Pokémon und dann sollten sie auch eines bekommen. Ich hatte vor, sie alle in einen ewigen Alptraum zu bannen, aber bis jetzt konnte ich dies noch nicht verwirklichen, da mir noch die dazu notwendigen Mittel fehlten. Warum ich sowas tat? Nun, eigentlich war ich ja von Natur aus Pazifist, was die anderen Pokémon aber bestimmt nicht zu wissen brauchten. Immer wieder stritten sie sich wegen idiotischen und kleinen Dingen, was manchmal sogar zu Hass ausartete. Glaubt mir, DAS hatte ich satt. Aber eines wusste ich, Pokémon würden sich verbünden, wenn es einen gemeinsamen Feind gab, auch wenn ich dies sein musste....

Plötzlich erschien gaaaanz zufällig ein Reshiram und obwohl ich ihm ab und zu einen Blick schenkte, versuchte ich so zu tun, als würde ich es dezent ignorieren. Schliesslich tat ich beim Klageschrei des Pichus genau dasselbe. Trotzdem musterte ich den weissen Drachen skeptisch. Dies tat ich jedoch unauffällig und auch erst dann, als seine Aufmerksamkeit auf das Pichu gelenkt war. Pokémon, dachten die wirklich, hier würde mir nichts dir nichts Friede, Freude, Eierkuchen herrschen?! Nein, solche Pokémon konnte ich für meine Zwecke nicht gebrauchen, auch wenn sie mir eigentlich am sympathischsten waren.
Nun wartete ich einfach darauf, dass das Reshiram Pichu rausholen würde und wenn es sein musste, mir Aufmerksamkeit schenkte.

Erst als das Reshiram mit mir sprach, blickte ich bewusst zu ihnen, obwohl ich das Ganze Schauspiel beobachtet hatte. Es hattte ein dunkles Pichu? hervorgefischt und mir wurde schlagartig bewusst, dass es dieses besondere Ding sein musste, von dem ich gehört hatte. Das hiess dann wohl, dass ich es demnächst ausspionieren müsste, um zu erfahren, wie es an diee Attacke gelangte. Nun galt meine Aufmerksamkeit aber dem Reshiram, ich fand es wirklich jammerschade, dass es zu den hilfsbereiten Wesen gehörte. Ich mochte es. Es fragte mich auch äusserst höflich, warum ich nicht eingegriffen hatte. Nun, mir blieben einige Möglichkeiten, davon war eine das Erzählen einer offensichtlichen Lüge, welche es bestimmt verärgern würde. Aber ich bevorzugte die Variante, ein wenig mit ihm zu spielen. "Hätte ich das tun sollen?", war meine Gegenfrage hierauf und ich überlegte, ob ich schweigsam bleiben sollte, oder ihnen ein wenig meine Philosophie näher bringen würde. Ich entschied mich für ersteres, momentan interessierte mich sowieso nur noch dieses Buch. Ein wenig.

Reshiram konnte wahrscheinlich nicht einmal ahnen, wie dankbar ich ihm war, dass es das Pichu für mich rausgeholt hatte. Ich hätte Pichu nur ungerne da unten gelassen, aber wenn ich ein überzeugender Bösewicht sein wollte, durfte ich solche Seiten von mir nicht zeigen, zumal ich ihnen ja nicht vertrauen konnte. Nein, nein, das würde mein Plan gefährden. Pichu nervte wieder mit seinem Buch, es schien ihm wirklich wichtig zu sein, weswegen es damit nur mein Interesse noch mehr erweckte. "Ich habe mein Buch gesucht", war meine ziemlich knappe, wenn auch ein wenig unlogische Antwort. "Ausserdem wollte ich an Pichu meine neuste Falle ausprobieren, danke für's Verderben", fügte ich mit ein wenig erboster Stimme hinzu und war eigentlich ganz stolz auf meine Nummer.

Zuerst freute ich mich innerlich, es kaufte mir meine kleine Lüge bezüglich des Buches ab. Dass der Teil mit der Falle genau so gut funktionierte, erstaunte mich jedoch ein wenig. Reshiram war wirklich viel zu nett. So nett, dass ich mich vielleicht sogar unter anderen Umständen mit ihm angefreundet hätte. Aber genau deswegen, weil eben nicht alle Pokémon so nett waren, musste ich dafür sorgen, dass sie sich gegen einen gemeinsamen Feind verbündeten. Ansonsten würden sie sich irgendwann selbst bekämpfen, zumal sogar eingie Erkunderteams untereinander zerstritten waren.
Nur den Teil mit dem "nicht nur den Mitpokémon schaden" verstand ich nicht. Trotzdem wollte ich es nicht hinterfragen, das würde nicht zu meiner momentanen Nummer passen. Aber es juckte mir unter den Klauen, weswegen ich es nach kurze Zögern doch tat. "Nicht nur den Mitpokémon?", wollte ich dann doch wissen.

Anschliessend pausierte es kurz, wofür ich mich wirklich innerlich bei ihm bedankte, da ich nun meine näcshte Vorgehenweise planen konnte. Es hinterfragte den Grund. Gut, so einen sollte es aufgetischt bekommen. "Nenn mich nicht Darkrai. Ich habe einen Namen. Dark. Dunkel, genau so wie mein Herz, dummer Drache", entgegnete ich erstmal mit eiskalter, monotoner und klinischer Stimme. Anschliessend senkte ich meinen Kopf, um es dann noch besser mit meinem Blick fixieren zu können. Jedenfalls wirkte dieser somit düsterer. "Du hinterfragst ziemlich viele Male das Warum, Reshiram. Pokémon erleben ihr Leben, so wie sie es akzeptieren wollen und wie sie glauben, dass es so richtig ist. Sie nennen es auch Realität. Aber das sind nur vage Vermutungen. Was ist, wenn das, was sie glauben, nicht wahr ist? Wenn ihre Realität bloss eine Illusion ist? Kannst du nicht einfach glauben, dass Darkrais von Geburt an diesen Trieb zum Bösen besitzen? Geht das nicht in deinen Schädel hinein?!" Meine letzte Frage wurde lauter, als ich es geplant hatte, fand aber, dass sie auch so ihre Wirkungerzielen würde.

Ich reagierte praktisch gar nicht auf seine erste Antwort. Hätte ich es gekonnt, dann hätte ich lediglich eine Augenbraue dabei hochgezogen. Reshiram machte sich doch nicht ernsthaft Sorgen um mich? Nein, das musste doch bestimmt eine Falle sein um mich aus meiner Rolle zu locken.... Aber woher sollte es dies dann wissen? Reshiram verwirrte mich und das ziemlich.
Ich irrte mich mit meiner letzten Vermutung und Reshiram erstaunte mich nur noch mehr. Es fand mich also dreist, aber nicht bösartig. Um ehrlich zu sein, empfand ich beide Worte als negativ, weswegen es mir so genügte. Anschliessend drohte es mir noch, weswegen ich dann doch leicht Lächeln musste. Das Ganze wurde langsam amüsant. "du solltest besser auch aufpassen und mir mein Buch zurückgeben", erwiderte ich erstmal auf das zuletzt Gesagte keck. Reshi (ja, mir fiel gerade kein besserer Spitzname ein) wollte mich frech erleben, also könnte es voll und ganz meine Dreistigkeit zu schmecken bekommen. Nun hatte ich auch endlich wieder eine Antwort auf das vorhin Gesagte übrig. Reshiram regte mich halt einfach ziemlich zum Nachdenken an, da es mich ganz aus dem Konzept brachte. Ich war solche Freundlichkeit nicht gewohnt und war deswegen zu Recht misstrauisch. "Wie bereits gesagt, nur weil du meine erste Reaktion als 'schlechte Laune' interpretierst und es so für richtig hälst, muss es nicht der Realität und somit der Wahrheit entsprechen", antwortete ich ihm immer noch ungerührt, auch wenn ich allmählich nervös wurde. Ich war hier alleine und kämpfen mochte ich noch nie wirklich, aber wenn ich es weiter ärgern würde, dann wäre das das logische Resultat...
Währenddessen schwang ich meinen Kopf ein wenig, um meinen weissen, geisterhaften Nebel ein wenig in Form zu bringen und das Reshiram mit beiden Augen betrachten zu können. Ein seltener Anblick bei einem Darkrai und bald würde es mir wohl wieder nur die Sicht von einem Auge erlauben, denn ich wollte diese Aktion nicht ständig durchführen.
Nun, man konnte mir vieles nachsagen. Dass ich hinterhältig, gemein, schizophren oder gar korrupt war, aber niemand würde es zu bestreiten wagen, dass die ganze Situation eben Stil hatte.

Reshiram schien also doch auch eine hinterlistige Seite zu besitzen. Jedenfalls tat es so, als wüsste es nichts von dem Buch. Dabei hatte es Pichu doch vorhin noch versprochen, dass es ihm das Buch nicht wegnehmen würde. A propos Pichu. Wo war das kleine Mauspokémon eigentlich abgeblieben? Ich sah mich ein wenig suchend um und konnte es nirgends mehr ausmachen. Tja, dumm gelaufen.
"Das Buch, welches mir dieses dreckige, kleine Pichu gestohlen hat", erwiderte ich ihm und riss mich sichtlich zusammen, nicht gleich auszurasten. Nunja, das war ja nur gespielt, aber ich wollte halt wissen, was das für ein Buch war.
Reshiram schien wieder einen Gang heruntergeschalten zu haben, jedenfalls leuchtete sein Schweif nicht mehr so bedrohlich. Seine nächste Antwort hingegen kam mir eher wie ein billiger Abklatsch vor. "Na? Sind dir die Argumente ausgegangen?", stichelte ich ein wenig und mir wurde schlagartig bewusst, dass ich hier nicht mehr länger meine Zeit verschwenden sollte.
"Wie auch immer. Ich habe Wichtigeres zu erledigen, als mich bei einem dämlichen Drachen rechtfertigen zu müssen, ob meine Taten nun schlecht sind oder nicht", gab ich in einem ziemlich eingeschnappten Tonfall umher und wandte mich leicht von Reshiram ab. Ja, bevor ich hier die Kurve kratzen würde, musste ich noch sehen, wie seine Reaktion ausfallen würde. Immer wieder ein interessantes Spielchen, thehe. Um mich äusserlich ein wenig abzukühlen, erschuf ich einen leichten Blizzard um mich herum. Ja, Blizzard war eine praktische Attacke, ich hatte sie mir beibringen lassen, um mit Drachen fertig zu werden. Aber dieses Mal wollte ich sie eher nutzen, um meinen Körper zu kühlen, da ich schwitzen nicht als elegant bezeichnen konnte.